Donnerstag, 9. August 2012

Aiguille du Rochefort (4001m) – Rochefortgrat (AD)

Von unserer Tour auf den Dent du Geant hatten wir einen guten Überblick über das heutige Ziel. Das folgende Foto ist vom Gipfel des Zahn des Riesen aufgenommen und zeigt fast den kompletten Rochefortgrat auf die Aiguille du Rochefort, deren Gipfel auf dem Bild leider gerade fehlt.

Fast vollständiger Rochefortgrat vom Gipfel 
des Dent du Geant aus fotografiert 
(ein paar Meter am Anfang und Ende fehlen).

Wir hatten neben der eindrucksvollen Tour über den Rochefortgrat noch mit eindrucksvolleren Gedanken gespielt. Der Plan war, die Aiguille du Rochefort zu überschreiten, weiter bis in den Col du Jorasses zu gehen, dort zu biwakieren und am nächsten Tag die Grandes Jorasses zu überschreiten. Diese Tour wäre wohl das Härteste geworden, das wir bis dahin probiert hätten. Am Abend vor der Tour keimten allerdings schon die Zweifel in uns, und wir gingen nervös zu Bett.

Im Lager der Turiner Hütte schliefen wir in Hochbetten, was ganz angenehm war, da man nicht um seine paar cm Schlaffläche kämpfen musste. Wir gingen ziemlich früh schlafen, da unser Frühstück für 4:00 Uhr geplant war und wir ja auch schon eine Tour in den Knochen hatten. Mitten in der Nacht kamen noch ein paar Nachzügler ins Lager, und um ca. 3:30 Uhr ging schon die zweite Welle der Aufstehenden los. Wir standen auch endlich um 3:50 Uhr auf und gingen zum Frühstück.

Wir waren überrascht, wie viel um diese Zeit schon auf der Hütte los war. Der beliebte Gipfel des Dent du Geant verlangt jedenfalls kein so frühes Aufstehen, und der Rochefortgrat wird teilweise auch noch eine Ecke später begangen. Mit ein paar Seilschaften auf dem Gletscher vor uns in unserer Richtung zur Flanke unter dem Dent du Geant kamen wir um 4:39 Uhr von der Hütte aus los.

In dem Felsaufschwung zum Fuß des Dent du Geant gegen 
Zeit des Sonnenaufgangs um 6:26 Uhr.

Es war wie am Vortag ziemlich kalt auf dem Gletscher, und es wehte ab und an ein leichter Wind. Wie am Tag zuvor brauchten wir von der Hütte bis zum Einstieg in die brüchige Flanke unterhalb des Dent du Geant wieder ca. 1h, die mir an diesem Morgen aber viel härter vorkam als am Tag zuvor, an dem wir in der Sonne über den Gletscher marschiert waren. Am Fuß der Felsen packten wir das Seil wieder ein und zogen über unsere Fleecepullover noch die Regenjacken.  

Sonnenaufgang mit Blick zur Aiguille du Midi mit 
der Seilbahnstation, über die man bequem von 
Chamonix aus den Gipfel erreicht.

Noch in der Felsflanke ging um uns herum die Sonne auf. Das bedeutete leider, dass wir den Sonnenaufgang über der Aiguille du Rochefort und dem Grat nicht fotografieren konnten, dafür aber die gewaltigen Blicke auf den Mont Blanc und die Aiguille du Midi hatten.

Die Morgensonne erreicht die Aiguille du Midi.

Den Fuß des Dent du Geant erreichten wir um 7:09 Uhr und legten dort unsere Steigeiesen an, nahmen die Pickel zur Hand und seilten uns wieder an. Die Sonne lugte gerade so an der Aiguille du Rochefort vorbei, ließ den Rochefortgrat aber noch im Schatten dieser liegen.

Die Sonne neben der Aiguille du Rochefort und unser 
Weiterweg weiterhin im Schatten.

Direkt ab den ersten Metern zeigte uns der Grat, was einen guten Grat ausmacht. Es gab einige extrem schmale Stellen und sich erst weit unter uns verlierende Tiefblicke zu beiden Seiten die steilen Flanken des Rochefortgrats hinab.

Morgens auf dem Grat nach dem Überqueren 
einer mächtigen Wächte wieder ins schärfer 
geschnittene Gelände.

Relativ bald nach dem Start auf dem Grat kam auch schon das erste Felstürmchen, das man jedoch leicht umklettern konnte. Die zweite und letzte Stelle auf dem eigentlichen Firngrat, für die man sich in den Fels begeben muss, ist das Umklettern eines Turms, den man hauptsächlich in Gehrichtung rechts umklettert.

Umklettern eines größeren Turms auf dem Grat.

Die herausfordernste Stelle im Firn ist neben dem ausgesetzten und teilweiser sehr steilen Grat wohl eine steile Firnflanke, die man nach links absteigen muss. Einige Seilschaften seilten dieses Stück ab, andere hatten anscheinend extra für diese Stelle ein zweites Eisgerät dabei. Die Verhältnisse, in denen wir die Stelle vorfanden, machten sie gut kletterbar. Es waren einige gute Stufen in den sehr harten Firn getreten, und nur der obere Teil war etwas vereist, was diese Stelle schwieriger machte. Wir konnten uns jedoch an einem Fixseil in der Wand und an einer Schlinge im Fels oberhalb der Passage sichern.

Die Gipfelwand der Aiguille du Rochefort 
hier schon im Rückblick mit vielen Seilschaften, 
die alle so ihre eigenen Wege fanden.

Die Gipfelwand sicherten wir auch ab und kletterten sie in zwei Seillängen. Dabei verwendeten wir einen Abseilstand nach ca. 40m und einen Schlingenbündel-Abseilstand direkt vor dem Firn auf den Gipfel nach ca. 30m Kletterei. In der Wand selber froren wir extrem durch. Es ging ein leichter Wind, wir hielten uns nur im Schatten auf und in dieser Höhe gab es auch keine angenehmen Schattentemperaturen. Wir kletterten alles mit Handschuhen, aber die kalten Arme und Beine fühlten sich nicht sonderlich leistungsfähig an. Es hatte wohl gewisse Vorteile, später am Tag zu starten.

Auf dem Gipfel der Aiguille du Rochefort um kurz nach 9:00 
nach 4,5h Aufstiegszeit von der Hütte.

Als wir den Gipfel erreichten, waren wir mit einer anderen Seilschaft zu zweit dort. Viel mehr Andrang hält der Gipfel eigentlich auch nicht aus, da er sehr schmal ist und viele lose Steine herumliegen. Wir hatten etwas Zeit für uns, um den Weiterweg zum Col du Jorasses und die sich daran anschließende Überschreitung zu begutachten. Für so eine Tour fühlten wir uns einfach nicht stark genug. Für uns sollte es bei dem eindrucksvollen Rochefortgrat bleiben.

Der Rochefortgrat von der Aiguille du Rochefort zurück bis 
zum Dent du Geant fotografiert.

Als eine relativ große Seilschaft den Gipfel bestieg, zwängten wir uns schnell zu unserem letzten Stand zurück, von dem aus wir das Abseilen begannen. Wir seilten drei mal durch die Wand ab. Zum Glück kletterte gerade keiner in unserem Aufstieg, sodass wir unkompliziert bis zu einem Band abseilen konnten, von dem aus wir zum Beginn des Firngrates absteigen konnten. Nach uns brach der große Ansturm auf den kleinen Gipfel los. Es begannen immer mehr Seilschaften mit dem Aufstieg, und das Abseilen gestaltete sich für die, die auf dem Rückweg waren, sicher komplizierter. Eine eindrucksvolle Menge an Steinen donnerte die Wand hinab und ließ uns aufschrecken. Zum Glück kamen die Steine direkt unter dem Gipfel hinab, wo keiner kletterte, da man sich von rechts nähert.

Ein Stück nach der Gipfelwand auf dem Rückweg (dieses Mal mit Sonne).

Die Sonne hatte mittlerweile den Grat erreicht, und so war es zum einen wärmer, zum anderen ließen sich aber auch gute Fotos auf dem Grat schießen.

Auf einer Wächte im Grat.

Der Firn war noch sehr gut, da es erst zwischen 10:00 und 11:00 Uhr war. Der Rückweg gestaltete sich also immer noch als angenehm auf dem festen Grat.

Kleiner schmaler Anstieg mit Blick zum Dent du Geant, 
an dem sich nun auch schon die Kletterer tummelten.

Im Sonnenlicht war es nicht mehr ganz so kalt, wir behielten aber immer noch die Regenjacken über den Fleecepullovern an.

Steil abbrechende Flanke des Grates.

Auf den umgebenden Fotos kann man noch einmal die eindrucksvollen Abbrüche der Flanken des Grates sehen, sowie einige schmale Stellen.

Steile und schmale Stelle auf dem Grat.

Als wir den Fuß des Dent du Geant um 11:10 Uhr erreichten, genehmigten wir uns eine kleine Kuchenpause, bevor wir den Abstieg zum Col du Geant antreten wollten.

Pause unter dem Dent du Geant.

Inklusive Ablegen der Steigeiesen und dem Verstauen des Seils sowie der Felssicherungsausrüstung hielten wir es auf unserem Pausenplätzchen aber nur ca. 25 Minuten aus, da immer noch ein unangenehm kalter Wind pfiff.

Eine der steileren und festen Stellen in der Felsflanke zum 
Col du Geant, die es nun abzusteigen galt. 

Erst beim Abstieg in der Felsflanke zogen wir die Regenjacken aus, um dann beim Betreten des Firns auch noch die Fleecepullover abzulegen und trotzdem (nur noch im Funktionsshirt) auf dem Gletscher total gebraten zu werden. Die Hütte erreichten wir an diesem Tag um 13:38 Uhr nach ca. 9h Tour.

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