Mittwoch, 8. August 2012

Dent du Geant (4015m, AD)

Der Wecker klingelte um 5:00 Uhr in unserer 20-Quadratmeter-Wohnung in Les Contamines, und wir wurden sind ziemlich heftig aus dem Schlaf gerissen. Am Tag zuvor hatten wir noch geplant und berechnet, wie die kommenden Touren am günstigsten zu organisieren waren. Unsere Lösung hieß eine Fahrt durch den Mont-Blanc-Tunnel und eine der ersten Bahnen der Funivie-Seilbahn von der italienischen Seite zur Turiner Hütte zu nehmen. So wollten wir gleich heute noch den Dent du Geant besteigen können.

Gegen 6:00 Uhr fuhren wir los und kamen zum ersten Mal seit Beginn der Ferienzeit gut durch den Ort St. Gervais, der sonst immer langes Warten in einem Rückstau vor dem Zentrum bedeutete. Vor dem sonst oft überlasteten Mont-Blanc-Tunnel war wenig los. Wir mussten jedoch eine Weile auf unsere Einfahrt warten, da gerade ein paar LKW in den Tunnel geschleust wurden.

Nach dem Auffahren mit der Seilbahn zum Col du Geant deponierten wir einen Teil der Ausrüstung, den wir nicht für die heutige Tour benötigten, auf der Turiner Hütte, von deren Terrasse wir kurz nach 8:00 Uhr starteten.

Auf der Terrasse der Turiner Hütte, die im Moment einer 
Baustelle gleicht, da neben und hinter der Hütte anscheinend eine 
neue Seilbahn gebaut wird.

Wir kamen zügig über den Gletscher in Richtung des Dent du Geant. Den Fels, der sich an den Gletscher anschließt, erreichten wir nach einer Stunde auf ca. 3550m.

Ausstieg aus dem Gletscher in die Felsflanke unterhalb des Dent du Geant.

Der Weg durch diese Felsflanke war nicht einfach zu finden und selten wohl eindeutig bestimmt. Der Fels und das Geröll kamen uns wesentlich fester vor, als dies ein paar Tage zuvor im Gipfelabstieg des Mont Dolent der Fall gewesen war.

In der Felsflanke noch vor dem Fuß des Dent du Geant mit 
einem atemberaubenden Tiefblick.

Im oberen Teil der Felsflanke fanden wir nach einer Schulter und einem anschließend besser erkennbarem Pfad vermehrt Steinmänner, die den Weg wiesen, als dieser wieder steiler und weniger ersichtlich wurde.

Immer noch in der Flanke nun mit Weitblick zur Aiguille du Midi.

Die Felsflanke verlässt man um eine Kurve nach links, die nach dem Fels auch kurz durch Firn führt. Hier kamen uns an schmalen Stellen einige Seilschaften entgegen, die anscheinend schon sehr früh losgegangen sein mussten.

Weiterer Weitblick, dieses Mal zum Mont Blanc.

Am Einstieg der Klettertour, den wir um ca. 10:30 Uhr erreichten, standen schon zwei größere Seilschaften und seilten sich an.

Im Firn am Fuß des Dent du Geant (die Einstiegsspur zum Felsturm 
geht auf dem Bild nach rechts weg).

Wir wollten uns erst einmal die Lage ansehen, da wir Fixseile ausmachen konnten. Wir ließen das Seil vorerst im Rucksack und kletterten an den Fixseilen los. Nach ca. 1-2 Seillängen hörten die Fixseile auf. An einem Stand packten wir unser Seil aus und sicherten den weiteren Aufstieg. Es handelte sich um genau eine Seillänge, bis weitere Fixseile in Form von dicken Tauen begannen. Wir benutzten die Sicherungspunkte dieser Taue und legten nur vereinzelt einen Friend, Keil oder eine Schlinge.

Chuck im Nachstieg einer Seillänge auf der plattigen 
Westwand des Dent du Geant (die Drehung des Fotos ist 
Geschmackssache).

Manche Stellen wären ohne die Hilfe der Taue in unseren Bergschuhen kaum für uns kletterbar gewesen.

An einer Kante beim Erklettern des Dent du Geant.

Die letzten beiden Seillängen zum Gipfel mussten wir selber absichern, da die Taue in der vorletzten Seillänge enden.  

Chuck in der vorletzten Seillänge des 
Dent du Geant, die sich über einen Grat zieht, 
an dessen Beginn die Fixseile enden.

Fast die ganze Kletterei hatte sich im Schatten abgespielt. Es wehte ein Wind, der stark genug war, uns ordentlich frieren zu lassen. Am Stand zwei Seillängen vor dem Gipfel zogen wir zum Schutz gegen den Wind unsere Regenjacken über.

Am Gipfelgrat mit der Regenjacke zum Schutz gegen 
den kalten Wind.

In der letzten Seillänge vor dem Gipfel überholten uns zwei Italiener, die wie wir nur ein Einfachseil dabei hatten. Um besser abseilen zu können, beschlossen wir, gemeinsam an unseren zusammengeknoteten Seilen abzuseilen.

Gipfelfoto auf dem Dent du Geant in 4015m Höhe.

Unser erstes Abseilen brachte uns schon ziemlich weit die Wand hinunter. Das Ausnutzen der Länge der Seile rächte sich jedoch, als wir diese abziehen wollten. Der Knoten verfing sich ca. 20m über uns in der Wand. Wir konnten ziehen wie wir wollten, aber bekamen die Seile nicht los. Wir hatten Glück und eine Seilschaft, die uns den Knoten aus dem Fels ziehen und hinunterwerfen konnte, seilte noch über uns ab. Insgesamt seilten wir dreimal fast je 50m ab, bis wir den mittlerweile weichen Firn am Fuß der Südwand des Dent du Geant erreichten. Wir sahen immer noch weitere Seilschaften in die Tour einsteigen.

Nachdem die Tour über ihre von uns gesicherten fünf Seillängen ca. 2h im Aufstieg gedauert hatte, hatte uns das Abseilen zu viert mit dem verfangenen Seil noch einmal eine Stunde gekostet. Nach dem Wegpacken des Seils machten wir uns an den Abstieg durch die Felsflanke, an deren Ende wir den nun schon ziemlich pampigen Gletscher erreichten.

Tauende Eiszapfen und fallende Tropfen am 
Bergschrund über dem Gletscher.

Die steileren Stellen am Gletscher (besonders direkt nach dem Bergschrund) ermöglichten kaum noch ein Absteigen, ohne immer mal wieder wegzurutschen. Wir verließen den Gletscher an der Hütte um 16:24 Uhr nach gut 8h Tour.

Der Dent du Geant im Abendlicht aufgenommen von der Turiner Hütte aus.

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